Das von der Niehler Gemeinde St. Katharina zu Beginn der siebziger Jahre angebotene Freizeitprogramm für Jugendliche nannte sich „Teil offene Tür", trug das etwas makabere Kürzel „TOT" und fand im Pfarrheim statt. Unter anderem stand Judo auf dem Programm der kirchlichen Initiative.
Judo im Jugendheim St. Katharina, noch dazu für fünfzig Pfennige? Klasse, da mache ich mit!", denken sich einige Niehler Pänz im Jahr 1971.
Es geht los
Die Raufereien der ersten Trainingsstunden auf sechs mal sechs Meter kleinen, ausgedienten Matten im „Kleinen Saal" des Pfarrheims wandeln sich unter sachkundiger Führung schnell in erste, ungefähr den Judoregeln entsprechenden Kämpfe. Nach und nach kristallisiert sich auch ein harter Kern jugendlicher Judokas heraus, die starken Teilnehmer-Schwankungen der ersten Wochen und Monate gehören bald der Vergangenheit an.
Mit der Zeit wächst in den Köpfen der Kinder und Jugendlichen der verständliche Wunsch, einen der bunten Gürtel zu erringen und mit anderen gleichaltrigen Judokas die Kräfte zu messen. Die Anwendung der gelernten Techniken zur Verhinderung blutiger Nasen und blauer Augen auf dem Schulhof sei ja schön und gut. Aber Judo sei nun mal ein Sport, und Sport lebt von der Auseinandersetzung mit Gleichgesinnten, gaben die Jugendlichen Mitte der siebziger zu verstehen.
Dank Infektion ging es weiter
Die Sache mit den Vergleichskämpfen und Gürtelprüfungen hatte nur einen Haken. In Niehl wurde zwar ernsthaft Judo betrieben, aber es fehlte die Organisation in einem Verein. Deshalb blieb der Weg in den Judo-Landesverband verwehrt. Die tragische Konsequenz: Keine Mitgliedschaft im Judo-Verband, keine Vergleichswettkämpfe, keine Meisterschaften und keine Gürtelprüfungen. Glücklicherweise hatten jedoch einige Mitglieder der Sportgruppe ihre Eltern mit dem Judo-Bazillus infiziert. Die Ansteckungen waren in der Regel leichterer Natur und führten selten zu sportlichen Aktivitäten auf der Judomatte. Die Infektion reichte jedoch soweit, dass einige Elternteile organisatorische Aufgaben bei der Gründung des Judo-Vereins übernahmen.
Am 4. Dezember 1975 war es dann endlich soweit, im Jugendheim St. Katharina trafen sich die Gründungsversammlung und hob den Judo Verein Köln-Niehl e.V. aus der Taufe. Der dort gewählte Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender Karl Ludwig Peter
2. Vorsitzender Hermann Abels
Schriftführer Hans Grüning
Schatzmeister Ludwig Peter
Zum Glück gab es dagegen keinen Impfstoff
Die folgenden bürokratischen Hürden, wie Erstellen der Vereinssatzung, Eintragung beim Amtsgericht und Antrag auf Mitgliedschaft im Nordrhein-Westfälischen Judo-Verband, meisterte der junge Vorstand mit Bravour bereits im ersten Geschäftsjahr.
Damit stand den Niehler Judokas die gesamte nationale und internationale Judo-Welt offen. Die erste offizielle Aktion des jungen Vereins ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Bereits im Mai 1976 legten einige Mitglieder ihre Judoprüfung ab und errangen die ersten Kyu-Grade.
Das Kräftemessen mit Sportlern anderer Vereine folgte bereits im Juni des selben Jahres bei einem Turnier in Köln-Mülheim zusammen mit dem Budo-Damen-Club. Durch die erfolgreiche Vereinsarbeit durchbrach die Mitgliederzahl die magische Grenze von 50 Judokas.